Mai 1943 bis Kriegsende

Etwa in der Bildmitte das evang. Pfarrhaus, mein Elternhaus
Etwa in der Bildmitte das evang. Pfarrhaus, mein Elternhaus

-Burghaun am 1./2. Mai 1943

In herzlicher Dankbarkeit scheidet nach zwei Tagen liebevoller Aufnahme

Ihre Elisabeth Stöckel aus Frankfurt/ M.

Eine Bekannte meiner Großmutter, die oft vor den Bomben zu uns nach Burghaun flüchtete

 

Der Hausvater schreibt:

- Vom 9. - 19. Juni 1943 war Herr Karl Nadler unser Gast. Er spaltete uns 7 Meter Holz, war Kellner von Beruf, nun aber schon seit 4 Jahren "Bruder von der Landstraße". Sein kühles Nachtlager hatte er über der Autogarage , ein Schnäpschen täglich war höchste Erquickung für ihn. Beim Scheiden versicherte mir der alte Siebzigjährige, die Zeit in Burghaun werde er nie vergessen. Er war fleißig, treu und ehrlich. Schade, dass er ein Walzbruder geworden ist auf seine alten Tage. "Aber da draußen am Wegesrand, dort bei dem König der Dornen, klingen die Fiedeln ins weite Gebreit, klagen dem Herrn unser Carmen. Und der Gekrönte sendet im Tau tröstende Tränen herunter, fort geht die Fahrt durch den wilden Verhau, uns geht die Sonne nicht unter."

An Herrn Nadler kann ich mich noch deutlich erinnern, insbesondere an seine kunstvoll aufgeschichteten Rundbauten aus schön gehacktem Holz, das uns für den Winter die warme Stube sicherte. Auch erinnere ich mich, dass er bei seiner Arbeit u.a. gern das Lied von der Schwäbischen Eisenbahn sang: Auf der schwäbschen Eisenbahne wollte mal ein Bäuerle fahren .... 

  

- Im Juli 1943

Wo sind die vier Wochen hingekommen, wird doch schon wieder Abschied genommen, von den Eltern mit lieblicher Kinderschar, in deren Heim es friedlich, gemütlich war. Mein Herzensdank ist nun zum Schluß ein inniger "Behüt Gott" Gruß.

Tante Aenne Hilliger

"Nenntante", Bekannte meiner Großmutter Siebert aus Frankfurt

  

- 14. - 16. August 1943

Den ersten Wochenendurlaub durfte ich hier im lieben Pfarrhause verbringen und auch meinem alten Bundesbruder in der Arbeit - in Hünfeld und Rothenkirchen beistehen. Gott behüte Euch, Ihr Lieben, und erhalte Euch den Frieden, den Ihr hier habt, recht lange.

Peter Paulsen - Gr. Ers. Batl. 88 Fulda

"Onkel Peter", ein Pfarrkollege und Studienfreund meines Vaters aus Posen/Estland, als Soldat zur Wehrmacht eingezogen und in Fulda zwecks Ausbildung stationiert, erhielt bei diesem Besuch die Zusicherung, dass meine Eltern seine Familie aufnehmen würden, falls diese einmal aus Posen vor den Russen fliehen müsste - was später auch geschah.

 

- Burghaun, den 23. August 1943

Da Frankfurt geräumt werden soll bin ich wieder zu den treuen Burghaunern geflüchtet, muss aber zum Einmachen nach Frankfurt, und ich freue mich schon, wenn ich wieder hier bin und die ruhigen Nächte ohne Alarm genießen darf. Herzlichen Dank für alle Liebe!

Tante Johanna

Meine Patentante Jo, über die ich im Kap. "In memoriam Tante Jo" ausführlich berichte

 

- Burghaun, den 31. Aug. 1943

Vom 3. bis 31. August weilte ich in diesem Hause.

Martha Kampe

Frau Kampe aus Frankfurt hat bei uns genäht und geflickt - Kleider aus Gardinen, Röcke aus gewendeten alten Hosen, auch mal ein Puppenkleidchen aus Stoffresten usw.

 

- Burghaun am 4. Februar 1944

Der durch "höhere Gewalt" - ich befand mich an meinem neuen Wirkungsort Fulda als Reservelazarettpfarrer - erzwungene mehrwöchentliche Aufenthalt im Burghauner Pfarrhaus wird mir immer zu den liebsten Erinnerungen zählen. So scheide ich morgen mit dem herzlichen Dank für die herzliche Aufnahme, die freundliche Fürsorge und das amtsbrüderliche Einvernehmen. Es ist mein tief empfundener Wunsch, dass in diesen schweren Zeiten Gott der Herr auch ferner Seine gnädige Hand über diesem Hause und allen seinen Bewohnern, Groß und Klein, walten lasse.

Konrad Wiederhold, Pfr. extr.

Ich erinnere mich dunkel an diesen Pfarrer Wiederhold, aber nicht mehr daran, worin die "höhere Gewalt" bestand.

 

- 16. April 1944

Drei schöne Urlaubstage sind wieder um, die ich hier im Pfarrhaus verleben durfte nach all den Schreckenstagen in Frankfurt/Main, und scheide mit herzlichem Dank!

Elisabeth Stöckel aus Frankfurt

 

2./8. August 1944

Schon wieder dagewesen! Herzlichen Dank für alle Liebe u. auf ein frohes Wiedersehen!

Ihre Elisabeth Stöckel

 

- Burghaun, 30.9. /1.10.1944

Zum Erntedankfest als Gehilfe in Großenmoor und Schlotzau herzlich willkommen musste ich die Gastfreundschaft des l. Pfarrhauses in Anspruch nehmen, der unregelmäßigen Zugverbindung wegen. Ich danke herzlich für diese Erleichterung und Betreuung und freue mich der Gemeinschaft in solch ernster Zeit. Wir sind des Herrn, ob wir leben oder sterben.

Pfr. Schmoll

Pfarrer und Missionar Schmoll kam zur Unterstützung meines Vaters, der zeitweise alle evangelischen Gemeinden im Kreis Hünfeld seelsorgerisch zu betreuen hatte.

 

- 14./15. Dezember 1944

"Oh Herr, wir nehmen mit Unruhe Anstoß an der Verwirrung der Zeit. Denn Du wirst lauter Wunder Deines Reiches daraus machen, die wir jetzt nicht sehen können."

Auch im persönlichen Leid verbunden und getröstet, genoss ich dank der Verwirrung des Zugverkehrs hier auf der Heimreise liebe Gastfreundschaft.

Hans Zimmermann

Am 21. November 1944 war mein ältester Bruder Hans bei einem Fliegerangriff auf den Hünfelder Bahnhof  ums Leben gekommen. Darauf spielt Herr Zimmermann, ein Amtsbruder meines Vaters, an. (Vgl. Erinnerungsberichte - "Der 21. November 1944")

 

- 16.12.1944

Auch in diesem Jahr war ich Gast im lieben Pfarrhaus zu Burghaun. Vielen Dank für alles Gute. 30.8. - 16.12.1944

Martha Kampe

Offenbar gab es dieses Mal besonders viel zu nähen und zu flicken für die fleißige Schneiderin!  

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